PRESSEMITTEILUNG
Hohes Beratungsaufkommen bei antisemitischer Gewalt und
Diskriminierung auch zwei Jahre nach dem 7. Oktober 2023 –
großer Bedarf nach institutioneller Fachberatung
PRESSEMITTEILUNG
Hohes Beratungsaufkommen bei antisemitischer Gewalt und
Diskriminierung auch zwei Jahre nach dem 7. Oktober 2023 –
großer Bedarf nach institutioneller Fachberatung
Berlin, 27.10.2025 – Auch im zweiten Jahr nach dem 7. Oktober 2023 bleibt
das Beratungsaufkommen bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung
auf einem konstant hohen Stand, wie der Beratungsstellenverbund OFEK
e.V. mitteilte. Zwischen Oktober 2024 und September 2025 verzeichnete
OFEK e.V. eine vierstellige Anzahl an Beratungsfällen innerhalb eines
Jahres. Die vollständige Beratungsstatistik wurde am heutigen Montag
veröffentlicht und ist unter www.ofek-beratung.de einsehbar.
Im ersten Jahr nach den Massakern rund um den 7. Oktober hatte OFEK
e.V. einen deutlichen Anstieg des Beratungsaufkommens auf ein bisher
nicht erreichtes Niveau verzeichnet. Zwar ist ein quantitativer Rückgang
von 1.858 Beratungsfällen im ersten Jahr auf 1.108 Beratungsfälle im
zweiten Jahr zu verzeichnen, dennoch liegt die Zahl der Fälle weit über
dem Durchschnitt. Insgesamt bedeuten die 1.108 dokumentierten
Beratungsfälle für das zweite Jahr nach dem 7. Oktober eine
Verdreifachung gegenüber dem letzten vollen Berichtsjahr vor dem 7.
Oktober (369 Fälle zwischen Juli 2022 und Juni 2023). Diese Entwicklung
unterstreicht den anhaltend hohen Bedarf an umfassender Unterstützung
und spezialisierter Betroffenenberatung.
Seit Oktober 2023 verzeichnete OFEK e.V. insgesamt 905 Beratungsfälle
im Zusammenhang mit antisemitischen Vorfällen und Straftaten. In 378
Fällen berichteten die Betroffenen, mehrfach Ziel antisemitischer Angriffe
oder Diskriminierung gewesen zu sein. In weiteren 163 Fällen wandten sich
Ratsuchende aufgrund hoher psychosozialer Belastungen an OFEK e.V.,
die im Zusammenhang mit der politischen Lage und dem anhaltenden
Antisemitismus standen – etwa aus Sorge um Angehörige, wegen
Zukunftsängsten in Deutschland und Israel, aus Angst um die eigene
Sicherheit oder aufgrund von Erfahrungen von Ausgrenzung und Isolation
im sozialen Umfeld.
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OFEK e.V. – Beratungsstelle bei
antisemitischer Gewalt und Diskriminierung
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Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung
Angesichts der Zuspitzung antisemitischer Narrative zeigte sich ein
deutlich wachsender Bedarf an institutioneller und fachlicher Beratung,
insbesondere zum Schutz und zur Unterstützung der Betroffenen sowie
beim Umgang mit antisemitischen Vorfällen an Schulen, Hochschulen und
im Kunst- und Kulturbereich. In den vergangenen zwölf Monaten hat OFEK
103 Fälle an Grund- und weiterführenden Schulen sowie schulnahen
Einrichtungen, 90 Fälle an Universitäten und Hochschulen und 81 Fälle im
Kunst- und Kulturbereich aufgenommen und begleitet. Der erhöhte
Unterstützungsbedarf spiegelt sich auch in der Zahl der institutionellen
Beratungen im Bildungs- und Kulturbereich wider: 81 Fach- und
Fallberatungen betrafen den Hochschulbereich, 18 den Bereich Kunst und
Kultur, 11 richteten sich an Schulen. OFEK leistete in diesen
gesellschaftlichen Bereichen auch zahlreiche Supervisions- und
Fortbildungsangebote.
Stimmen zur Beratungsstatistik 2024-2025 von OFEK e.V.
Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland:
„Die weiterhin enorm hohe Zahl von Beratungsfällen zu antisemitischen
Übergriffen dokumentiert den explosionsartigen Anstieg des
Antisemitismus, den die jüdische Gemeinschaft seit dem 7. Oktober
2023 in Deutschland erleben muss. Der Bedarf nach Beratung
dokumentiert zugleich die Bedeutung des OFEK e.V. Durch die
Beratung gewinnen Betroffene Halt und haben eine Anlaufstelle, die
schnell Orientierung vermitteln und Hilfe bieten kann. Für diese
wichtige Unterstützung gegen antisemitische Anfeindungen braucht es
geschultes Fachpersonal. Das macht das Angebot von OFEK so
wichtig.“
Dr. Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in
Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus:
„Bereits in den ersten Jahren seit der Gründung im Jahr 2017 hat OFEK
wichtige Arbeit geleistet. Aber spätestens nach dem barbarischen
Terrorangriff vom 7. Oktober 2023 wurde die Arbeit für die jüdische
Community in Deutschland noch wesentlicher. Die Zahl antisemitischer
Übergriffe ist hierzulande dramatisch angestiegen – und mit ihr
vervielfachte sich der Bedarf nach Beratung durch die Betroffenen. Im
Jahr 2025 hat zwar der akuten Beratungsbedarfs wieder etwas
nachgelassen, doch geht es nun umso mehr darum,
Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung
Folgeerscheinungen aufzufangen. Die Arbeit von OFEK ist und bleibt
daher unverzichtbar und wertvoll und ich möchte allen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern für ihren unermüdlichen und hervorragenden Einsatz
von Herzen danken.“
Dr. Annette Seidel-Arpacı, Vorstandsmitglied, Bundesverband der
Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Bundesverband RIAS)
e.V.: „Sowohl die gestiegene Anzahl der durch den Bundesverband RIAS e.V.
und die mit ihm verbundenen regionalen Meldestellen dokumentierten
Vorfälle als auch das von OFEK registrierte erhöhte
Beratungsaufkommen spiegeln die antisemitische Bedrohungslage und
das traumatisierende und alltagsprägende ‚Davor-Danach‘ im Kontext
des 7. Oktober wider. Für die RIAS-Stellen ist es von essenzieller
Bedeutung in der Lage zu sein, Betroffene von antisemitischer Gewalt
und Diskriminierung an psychosoziale Beratungsstellen zu verweisen,
die ihnen sowohl professionell als auch mit einem tiefen Verständnis
der politischen Lage und der Folgen von Antisemitismus begegnen
können.“
Marina Chernivsky, Vorstand und Geschäftsführung, OFEK e.V. –
Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung:
„Die konstant hohen Beratungszahlen über einen längeren Zeitraum
verdeutlichen die Stabilität antisemitischer Strukturen in zentralen
gesellschaftlichen Bereichen. Antisemitische Gewalt und
Diskriminierung betreffen den Daten folgend den öffentlichen Raum
und institutionelle Kontexte wie Studium, Arbeitsplatz oder
Gesundheitsversorgung. Für die jüdischen Communities bedeutet diese
anhaltende Belastung zugleich die Notwendigkeit, auf stabile und
krisenfeste Unterstützungsstrukturen zurückgreifen zu können. OFEK
muss diese Krisenfestigkeit durch kontinuierliche fachliche
Weiterentwicklung, institutionelle Stabilität und verlässliche Begleitung
sicherstellen – obwohl die eigene strukturelle Verstetigung bislang
nicht gewährleistet ist.“
Über OFEK e.V.
OFEK e.V. ist die erste Fachberatungsstelle in Deutschland, die auf
profesionelle und Community-orientierte Beratung bei Antisemitismus
spezialisiert ist. OFEK e.V. hat regionale Standorte in Berlin, Baden
Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung
Württemberg, Hessen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen (im
Aufbau) und Thüringen (im Aufbau) und ist Trägerverein von zwei
Meldestellen für antisemitische Vorfälle – RIAS Sachsen und RIAS
Sachsen-Anhalt. OFEK e.V. berät Betroffene, ihre Angehörigen und
Zeug:innen antisemitischer Straftaten und Vorfälle und bietet je nach
Bedarf psychosoziale, psychologische und rechtliche Beratung an.
Kontakt für Presseanfragen:
Pressesprecher und Leiter Kommunikation
Alexander Rasumny
presse@ofek-beratung.de
0176 462 946 08

